„Wir brauchen mehr Innovation!“ – Diese Forderung hört man aktuell in vielen Vorstandsetagen. Doch während sich die einen euphorisch in Hackathons und Design-Thinking-Workshops stürzen, fragt sich der skeptische Teil des Unternehmens: „Warum verschwenden wir hier eigentlich Zeit mit bunten Post-its, wenn am Ende doch nichts umgesetzt wird?“ Willkommen im Zeitalter des Innovationstheaters!

Der stille Tod der Ideen

Die wahre Herausforderung ist nicht das Fehlen von Ideen. Sie sind im Unternehmen reichlich vorhanden. Das eigentliche Problem? Die meisten sterben, bevor sie auch nur ansatzweise eine Chance bekommen.

Manche Ideen gehen unter, weil sich ihre Urheber als „nicht kreativ“ wahrnehmen oder gar nicht erst gefragt werden. Andere schaffen es bis zur Teamdiskussion und gehen dort in gruppendynamischen Nebelkerzen unter. Und dann gibt es noch die wenigen, die die ersten Runden überleben – nur um an Hierarchie, Bereichsegoismen oder KPI-Logiken zu scheitern.

Innovation in Unternehmen wird oft wie ein schnelles Sprint-Event behandelt. Dabei ist sie eher ein Marathon durch ein Bürokratielabyrinth, das kaum jemand zu Ende läuft.

Organisationen als Innovationsverhinderungsmaschinen

Große Unternehmen sind Meister darin, Innovation zu bremsen:

  • Hierarchien als Lehmschicht: Statt Ideen zu befördern, verhindern sie das Durchdringen relevanter Impulse.
  • Abteilungsdenken: Jede Einheit optimiert sich selbst – und verhindert so oft eine interdisziplinäre Zusammenarbeit an neuen Lösungen.
  • Regelwerke, KPIs & Prozesse: Was belohnt wird, ist kurzfristige Zielerreichung, nicht das Erkunden neuer Möglichkeiten.
  • Innovationstheater: Hackathons, WOLs und Co. ohne echte Veränderung – damit man wenigstens behaupten kann, „etwas für Innovation zu tun“.

 Wie man Innovation wirklich ermöglicht

Statt auf Methodenzirkus und post-it-gepflasterte Workshops zu setzen, könnten Unternehmen Innovation gezielt fördern. Drei Ansätze dazu:

 1. Innovation als ständigen Dialog etablieren

Ein CEO forderte einmal seine Mitarbeitenden auf, ihm ihre besten Ideen direkt zu schicken. Das Ergebnis: 14.000 Mails und ein Beraterteam, das Monate damit verbrachte, sie zu sortieren. Der gute Wille war da, die Umsetzung naiv.

Besser: Strukturiert Anreize setzen, Teams miteinander vernetzen und eine Plattform schaffen, die Ideen im Fluss hält, statt sie in PowerPoint-Präsentationen versauern zu lassen.

 2. Open Innovation – Über die Unternehmensgrenzen hinausdenken

Warum auf interne Ressourcen beschränken? Erfolgreiche Unternehmen wie Haier integrieren Start-ups, Freelancer, Universitäten und Externe systematisch in ihren Innovationsprozess. Sie nutzen Open Innovation-Plattformen, um externes Wissen einzubeziehen und frische Impulse zu gewinnen.

 3. Intrapreneurship & Ausgründungen fördern

„Wenn du sie liebst, lass sie gehen“ – das gilt nicht nur für Beziehungen, sondern auch für Unternehmensinnovationen. Unternehmen könnten ihre besten Mitarbeitenden ermutigen, eigene Firmen zu gründen, statt sie intern im Korsett der Hierarchie ersticken zu lassen. Wer Freiräume gibt, anstatt über Mikrosteuerung und starre KPIs zu regieren, bekommt am Ende oft die besten Ideen zurück.

Fazit: Innovation braucht mehr als gute Absichten

Die nächsten Jahre werden zeigen, welche Unternehmen Innovation ernst nehmen – und welche nur Theater spielen. Wer ernsthaft Neues schaffen will, muss Innovation als echte Führungsaufgabe verstehen und sich von kurzfristigen Optimierungslogiken lösen.